KELAINAI - APAMEIA KIBOTOS

Mehr als alles sonstige Fundmaterial gestattet uns die Keramik, die Entwicklung antiker Stätten Schritt für Schritt nachzuvollziehen. Daher kommt der Untersuchung der Keramik und ihres Fundspektrums höchste Bedeutung zu, um einen umfassenden Einblick in die Geschichte einer archäologischen Stätte zu bekommen.

Dies gilt auch für Kelainai/ Apameia. Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage mitten in Kleinasien und aufgrund seiner vormals großen Bedeutung war dort ein Spektrum an Keramikfunden zu erwarten, das in der Zeit vor dem Hellenismus von zentralanatolischen Produktionen dominiert wird – mit lediglich wenigen Importen oder Einflüssen von außerhalb – und das danach im Zuge der allmählichen Hellenisierung seine eigenständigen Besonderheiten verliert. Auch Nutzungs- und Besiedlungsschwerpunkte in prähistorischer und osmanischer Zeit waren zu erwarten.

Daher lag der Schwerpunkt des Projekts in der Bearbeitung der Keramik, die im Lauf der ersten beiden Prospektionskampagnen (2008-2009) aufgelesen wurden. Probleme bereitete dabei nicht nur der meist schlechte Erhaltungszustand der Scherben, die meist von der Erdoberfläche aufgelesen wurden, sondern auch die Klassifizierung des äußerst vielseitigen Fundspektrums, insbesondere aus den lokalen eisenzeitlichen Produktionsstätten.


Die Erfassung der Befunde

Nach ihrer Reinigung werden die Scherben nach der zugehörenden Kategorie sortiert, fotografiert und mit einer Inventarnummer versehen. Die aussagekräftigsten Stücke werden gezeichnet. Nach der ersten Aufteilung können die Scherben statistisch in Bezug auf ihren Herkunftsort analysiert werden. Nach zwei Kampagnen ist eine vorläufige Klassifizierung möglich. Demnach sind fast alle Epochen und Gattungen vertreten. Das gesammelte Material befindet ist im Depot des Grabungshauses in Dinar.


Die bisher aufgenommene und bestimmbare Keramik, die in einer umfassenden Monographie zu publizieren ist, wird in besonderen Fällen auch archäometrisch untersucht, um Herstellungs- und Herkunftsfragen beantworten zu können.


- Das eisenzeitliche Material setzt sich aus mehreren Gruppen von aus Zentralanatolien importierter bemalter Keramik zusammen: «Bichrom Ware» ; «Black on Red» ; orientalisierende Ware. Das Material, dessen Entstehung mehr oder weniger am Ende der phrygischen bzw. lydischen Produktionsphase anzusetzen ist, ist nur schwer in typologischer und chronologischer Hinsicht einzuordnen und auch die genaue Herkunft ist schwer zu bestimmen.


-Achämenidische Becher: viele dieser Kategorie zuzurechnenden Fragmente wurden in Bereichen geborgen, die im Zusammenhang mit persischer Präsenz stehen. Das Material ist allem Anschein nach sehr eng verwandt mit Keramik aus Sardes und wird noch weiteren Analysen unterzogen werden, um zu prüfen, inwieweit die beiden Orte in engem Austausch miteinander standen.


-Hellenistische Reliefbecher: in Kelainai ist diese Keramik hinsichtlich des Tons, des Stils und auch der Herstellungsweise äußerst uneinheitlich. Ganz offensichtlich kommen sie von unterschiedlichen, insbesondere ostgriechischen (Ephesus?) und lydischen (Sardes?)  Produktionsstätten. Doch wird allein eine chemische Analyse  die Herkunftsbestimmung  ermöglichen.


-Gebrauchskeramik mit rotem Überzug: Beinahe in sämtlichen untersuchten Bereichen fand sich eine spezielle Variante griechischer und römischer Töpfe. Da sie, ebenso wie die moderne Keramik aus Aydin aus blaurotem Ton besteht und häufig eine markant schimmernde Oberfläche aufweist, könnte diese Keramik gut aus lokaler, oder zumindest aus regionaler Produktion stammen. Meist ist der Ton auf der Scheibe gedreht, wenngleich einige Teile mit der Hand angesetzt scheinen. Diese Kategorie umfasst ebenso Vorratspithoi. Von besonderem Interesse ist ein hellenistisches Stück, das im Reliefdekor eine Maske des Dionysos zeigt.
Das weite Spektrum des aufgefundenen Keramikspektrums wird noch weiterführende typologische Studien erfordern. Auch die zeitliche Einordnung ist noch nicht immer klar ebenso wie die Produktionsstätten.


Gestempelte Ziegel: Diese wurden auch in großer Zahl geborgen. Die Marken sind meist rund, mitunter auch viereckig. Einige tragen vollständige Monogramme, wovon bei zweien eine Palmette ausgearbeitet ist. Dieses Material, das aus Pergamon bekannten Vergleichsstücken sehr ähnlich ist, dürfte in hellenistischer Zeit in ein und derselben Werkstatt unbekannten Standorts gefertigt worden sein. Doch erst die chemische Analyse des Materials wird vermutlich die Bestimmung der Herkunft ermöglichen. Bis zur Durchführung systematischer archäometrischer Untersuchungen wird es sicher schwierig , die chemische Beschaffenheit der lokalen Produktionen aus Kelainai zu klären und die Herkunft der Importware bestimmen zu lassen.

LEITUNG

Achämenidische Schale

Anatolische Keramik „Black on Red“

Bronzezeitliche Keramik

Hellenistische Reliefbecher

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