KELAINAI - APAMEIA KIBOTOS

Die Resultate der geophysikalischen Untersuchungen gestatten es nicht nur, architektonische Ensembles ohne Eingriff in den Bodenbestand zu lokalisieren, sondern auch ihre Lage zueinander zu bestimmen und zukünftige Grabungseingriffe zu planen. Im Zuge der geophysikalischen Untersuchungen kamen drei verschiedene Messverfahren zum Einsatz: Geomagnetik (mit den Gradiometern Fluxgate Foerster® FEREX und Fluxgate Bartington 602), Geoelektrik (Widerstandsmesser ADA05R) und Elektromagnetik (Leitfähigkeitsmesser Geonics® EM38-RT), die von zwei unterschiedlichen Teams durchgeführt wurden: von K. Misiewicz (Warschau) und von R. Chapoulie und V. Mathé (Bordeaux – La Rochelle). Hiermit konnten die Ergebnisse des Rastersurveys auf einer Gesamtfläche von ca. 25 ha Größe, verteilt auf die im folgenden aufgeführten 4 Zonen ergänzt bzw. präzisiert und so in das Geoinformationssystem eingegeben werden.


A: der große Siedlungshügel Üçlerce über der modernen Stadt

B: eine heute freie Fläche, die den Namen Toptepe trägt und der Zone A gegenüber liegt

C: ein Acker östlich des Felsrückens namens Suçıkan an der nördlichen Einfallstraße von Dinar.

D: das Areal liegt heute im Zentrum Dinars. Hier befand sich einst das Stadion.

Einzelne Prospektionen wurden auch außerhalb der Stadt durchgeführt.


In den Bereichen außerhalb der Stadt wurden die diversen Messverfahren parallel angewandt. Die Messungen der Geoelektrik wurden in den Arealen A, B und C auf insgesamt 1,5 ha durchgeführt. In diesen Arealen wurde zusätzlich Geomagnetik eingesetzt, mit deren Hilfe über 20 ha, überwiegend auf dem großen Siedlungshügel (Areal A), prospektiert werden konnte. Im Bereich des Stadions (Areal D) und von Areal C wurde mit gutem Erfolg Elektromagnetik eingesetzt.



Zone A

Das Ergebnis zweier Prospektionskampagnen zeigt in diesem Bereich eine deutliche Konzentration von Bauten und weiterer verschütteter Strukturen, die diesen Sektor zu einem bevorzugten Bereich künftiger Untersuchungen machen. Etwa 50 Anomalien sind auszumachen. Die zahlreichen kleineren Baustrukturen scheinen allerdings, anders als bei typischen hellenistischen Neugründungen Kleinasiens, keinem rasterartigen Stadtgrundriss untergeordnet zu sein scheinen. Darüber hinaus sind mindestens vier Baukomplexe auszumachen:

- Oberhalb des Theaters im Westteil des Sektors  könnten nord-südlich orientierte Grundrissstrukturen auf eine Stoa verweisen. Möglicherweise handelt es sich um einen monumental gefassten Eingang zum Theater.

- Eine längliche Struktur umgibt den oberen Bereich des Hügels und könnte auf die Verteidigungsmauer der Akropolis von Apameia verweisen. Auf der Geländeoberfläche ist diese Linie als Unterbrechung des Geländeabfalls auszumachen.

- Auf der Hügelkuppe zeigen sich Grundrisse von clusterartig zusammengewachsenen kleineren Bauten. Ihre geringe Größe lässt sie vorläufig eher als Wohnbebauung denn als öffentliche Bauten interpretieren, die in dieser exponierten Lage von einer sehr alten, gewachsenen Siedlungsstruktur her stammen könnten.

- Schließlich wurde ein Ensemble sehr großformatiger Bauten ausfindig gemacht, das etwas hangabwärts gelegen ist. Ein großer Teil dieser Gebäude ist offenbar bereits in der Antike verbrannt.


Zone B

Die meisten der ausgemachten regelmäßigen Strukturen liegen im Westen des prospektierten Areals. Am vielversprechendsten scheint ein Komplex mit hohem Widerstand mit vielen linearen Strukturen zu sein. Sämtliche Anomalien in diesem Bereich sind beschränkt auf den Süden und den Osten – möglicherweise infolge einer Straße. Darüber hinaus kehren diese Ergebnisse in mehreren Tiefenniveaus, was auf eine große Höhe der unterirdischen Strukturen verweisen kann. Ähnliche Strukturen fanden sich auch im Südwesten des prospektieren Areals. Die Anomalien im Osten und Nordosten sind schwieriger zu interpretieren. Sie verweisen auf leichte und starke Erdwiderstände an ein- und demselben Ort, die möglicherweise auf unterschiedliche Wasserdurchlässigkeit des Untergrunds zurückzuführen ist, die ihrerseits wiederum mit großen Fundamenten in Zusammenhang stehen kann. Die komplizierte und dichte Anordnung der Anomalien scheint darauf hinzudeuten, dass große Teile des Areals insbesondere im östlichen und nordöstlichen Bereich an der Oberfläche durch rezente Maßnahmen gestört sind. Gezielte Sondagen sollen hier die Interpretation der tiefer liegenden Strukturen erhellen. Einzelne, zum Teil runde oder partiell gerundete Bauten mit weiten Abständen zueinander prägen das Bild der Bebauung, deren Zeitstellung im Moment noch nicht einzuschätzen ist. In jedem Fall haben wir es weder mit einem urbanen Zentrum noch mit einer achämenidischen Besiedlung zu tun, wie es die antike Keramik auf der dortigen Oberfläche bereits erwarten ließ.


Zone C

Von hier aus konnte die vormals von Norden her in die Stadt führende Einfallstrasse gut überwacht werden, so dass bereits vor Beginn der Prospektion eine Straßendurchfahrt und eine kleine militärische, möglicherweise achämenidenzeitliche Befestigungsanlage zu vermuten war. Die Zone kommt darüber hinaus auch als möglicher Ort  für die Lokalisierung der achämenidischen Königsresidenz (Palast des Xerxes) in Frage, die als Stein- oder Lehmbau anzunehmen ist. Die geoelektrische Prospektion wurde durch geomagnetische und auch durch elektromagnetische Prospektionen ergänzt. Die Widerstandsmessungen waren in zwei verschiedenen Höhenbereichen sehr ähnlich, was auf eine weniger komplexe Schichtenfolge im Untergrund als in den Zonen A und B rückschließen lässt. Auf der Grundlage der Widerstandsmessungen ist anzunehmen, dass der Felsuntergrund nur gelegentlich erscheint, nahe der sichtbaren Aufschlüsse im Norden des Bereichs. Die Zonen mit hohem Widerstand, die auf archäologische Spuren deuten könnten, wurden insbesondere in den  nördlichen und westlichen Sektoren ausgemacht. Sie erinnern meist an die linearen Strukturen, wie sie typisch für Architekturreste sind. Meist sind sie gleichermaßen von Nord nach Süd bzw. von West nach Ost orientiert. Auch rechtwinklige Ecken und regelmäßige Formen wie Quadrate und Rechtecke sind auszumachen. Möglicherweise verweisen insbesondere die letztgenannten Anomalien auf ein monumentales Architekturensemble, doch ist auch nicht auszuschließen, dass sie vom natürlichen Felsuntergrund verursacht sind. Einzig archäologische Sondagen werden diese Hypothesen bestäatigen können. Die elektromagnetische Prospektion zeigt im selben Bereich eine große Grundrissstruktur, die an eine große Toranlage denken lässt. Deutlich sind zwei turmartige, leicht schräge Baukörper zu erkennen, die einen Durchgang flankieren. An dieser Stelle kann sich also eine Straßendurchfahrt und eine sie bewachende Befestigung befunden haben.


Zone D

Die elektromagnetische Prospektion im Bereich des antiken Stadions zeigt einen 3 – 4 m breiten Streifen hohen Widerstands parallel zu den sieben in situ vorhandenen Sitzstufen. Mit zunehmender Entfernung verringert sich die Intensität des Signals nach und nach, was mit der zunehmend tieferen Lage des betreffenden Steinmaterials zusammenhängt. Da die Breite der erhaltenen Sitzstufen (60 cm) bekannt ist, ist abzuleiten, dass noch 5 Stufenreihen unterirdisch vorhanden sind. Da hier jedoch die mögliche Prospektionstiefe des Instruments erreicht ist, könnten durchaus noch mehrere Sitzreihen unterirdisch vorhanden sein. Anhand bautechnischer Befunde lässt sich sicher sagen, dass auf die oberste der heute noch erhaltenen Stufe noch weitere Stufen nach oben hin gefolgt sein müssen. Auf diese Weise kann man mithilfe der Geophysik abschätzen, dass das Stadion bis zu rund 20 Sitzstufenreihen besaß.

Eine breite, quer zu den Stufen verlaufende bauliche Struktur könnte vom westlichen Abschlussbau des Stadions stammen. Da die gegenüberliegenden Sitzstufen im Magnetbild nicht auszumachen sind, sind sie im Bereich der modernen, stark befahrenen Straße zu vermuten.

LEITUNG

Die Ergebnisse der geomagnetischen Prospektion auf dem Üçlerce Hügel (Zone A)

(K. Misiewicz, 2009)

Geoelektrische Prospektion

(K. Misiewicz & A. Dovgalev)

Geomagnetische Prospektion

(R. Chapoulie)

Elektromagnetische Prospektion

(V. Mathé)

Ergebnisse der geoelektrischen Prospektion auf dem Toptepe (Zone B)

(K. Misiewicz, 2008)

Ergebnisse der reoelektrischen Prospektion in Zone C

(K. Misiewicz, 2008)

Ergebnisse der elektromagnetischen Prospektion im südwestlichen Bereich von Zone C

(R. Chapulie, V. Mathé, M. Druez, 2008)

Ergebnisse der elektromagnetischen Prospektion des Stadions (Zone D)

(R. Chapulie, V. Mathé, M. Druez, 2008)

Die Zonen der geophysikalischen Prospektionen

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