Die bekannteste Legende, die mit Kelainai in Zusammenhang steht, ist die des Wettbewerbs zwischen Apollon und Marsyas.

Marsyas findet sich häufig auf Münzprägungen der Stadt wiedergegeben. Insbesondere in den frühesten Versionen der Legende (Hdt, 7, 26 ; Xen. An. 1, 2, Anth. Gr. 6, 696; 9, 340 ; Liv. 38, 13; Strab. 12, 8,15; Ovid. Met. 6, 380-400; Lucan. 3, 206; Plut. De prov. Alexandrin. Fr. 2; Aelian. Var. hist. 13, 21; Arist. Quintil., De musica 2.18; Ps-Plut. De fluviis 10.1; Hygin. Fab. 165.4) findet der Wettbewerb in der Stadt Kelainai selbst statt. Der Ort der Marter des Satyrs ist dieser Tradition folgend bei der Quelle des Flusses Marsyas, der dem geschundenen Körper des Marsyas entspringt oder, nach anderen Versionen, den dessen schreckliches Schicksal beweinenden Satyrn und Nymphen. Eine weitere Version, die von Plinius (16, 89) berichtet und von Solinus (40, 7-8) übernommen wird, lässt den Wettbewerb im Tal der Aulotrene stattfinden, das etwa 8 km von der Stadt entfernt liegt.

Das Bild des Marsyas in der Mythologie ist doppelseitig. Einerseits handelt es sich um einen Satyrn aus dem Gebirge nahe Kelainais, der den Aulos erfand und ein Lied für Kybele verfasste, das bei Festen ihm zu Ehren angestimmt wurde (Athen. 4, 82 ; Paus. 10, 30,9 etc.). Andere Interpretationen stellen den Aspekt der Flussgottheit in den Vordergrund. In der Münzprägung der Stadt finden beide Aspekte ihren Niederschlag. Der Marsyas-Mythos entspringt lokalerer Tradition, sein Kult ist ebenso wie der Kult des Mäander nicht nur durch Münzbilder, sondern ebenso durch literarische Quellen (Maxim. Tyr. Diss. 2.8) überliefert.


Ein weiterer Legendenkreis, der in Kelainai angesiedelt ist, steht mit einem anderen berühmten Phrygier im Zusammenhang, dem König Midas. Mehrere Quellen (Callim. Aetia, fr. 75; Sosith. Fr. 2) nennen Kelainai als die Hauptstadt seines Königreichs und sagen, dass Marsyas ursprünglich als Quelle des Midas bezeichnet wurde: sie entsprang auf Wunsch des phrygischen Königs durch Dionysos’ Hilfe (Ps.-Plut. De fluv. 10). Kallisthenes (FGrHist 124 F 56) gibt die zweifellos lokal tradierte Legende wieder, nach der Zeus Idaios einen Abgrund in Kelainai sich öffnen ließ, der mehrere Häuser mit ihren Bewohnern verschlang. Ein Orakel hatte Midas geweissagt, dass sich der Abgrund erst wieder schließe, wenn er sein wertvollstes Gut hineinwerfe. Schließlich stürzte sich sein Sohn Anchurus reitend in den Schlund, der sich daraufhin wieder schloss. An seiner Stelle ließ Midas einen goldenen Altar für Zeus Idaios errichten. Ein weiterer legendärer König Kelainais ein Bastard des Midas mit Namen Lityerses. Er hieß reisende mit ihm zusammen auf seinen Feldern zu arbeiten und um die Wette zu mähen. Er gewann immer und liess die Unterlegenen enthaupten – bis er selbst durch das Schwert des Herakles enthauptet wurde. Das Lied der Schnitter war nach im benannt (Athen. 10, 8; ep. 2,2; Theoc. 10,41; Suda, s.v.; Apostol. Paroem. 10, 74).

Ein dritter in Kelainai/ Apameia angesiedelter Mythos ist äußerst speziell: hier soll der Berg Ararat zu lokalisieren sein, auf dem die Arche Noah nach der Sintflut aufgesetzt hat. Diese Lokalisierung ist erstmals im Sibyllinischen Orakel (1.261) bezeugt und in der Folge bei Julius Africanus und anderen byzantinischen Autoren (Io. Mal. 1,4 ; Syncell. 22 ; Cedren. 1,20 etc.). Auf zahlreichen Münzen des 3. Jahrhunderts aus Apameia findet sich Noah mit seiner Arche abgebildet. Sie zeigen, dass es sich vorwiegend um eine lokale Überlieferung handelt, die sicher mit der großen jüdischen Gemeinde in Apameia in Zusammenhang steht.

KELAINAI - APAMEIA KIBOTOS

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Darstellung des Marsyas auf einer Münze aus Apameia

Darstellung der Arche Noah auf einer Münze aus Apameia

Mythologie

Das Forschungsprojekt ist vom Kulturministerium der Türkei genehmigt und untersteht der verantwortlichen Leitung des Direktors des Archäologischen Museums von Afyon,

M. ÜYÜMEZ