Die Stadt Kelainai /Apameia Kibotos wird als wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Grenzgebiet zwischen Lydien und Phrygien von vielen antiken Autoren erwähnt. Die Heerzüge von Xerxes, dem jüngeren Kyros (Xen. An. 1,2,7-8), Alexander (Arr. An. 1,29,1; Curt. 3,1) sowie dem römischen Konsul Cn. Manlius Volso (Liv. 38, 13) marschierten hier durch. In Kelainai trafen vier wichtige Routen zusammen; vermutlich passierte auch die persische Königsstraße die Stadt. Aufgrund seiner hervorragenden geographischen Lage wurde Kelainai in kurzer Zeit zu einem wichtigen Handelszentrum. In der ersten literarischen Erwähnung der Stadt (Her. 7, 27 – 29) ist von dem in Kelainai ansässigen Lydier Pythios die Rede, der an Reichtum nur vom Großkönig Xerxes übertroffen worden sein soll. Er hatte bereits an Darius, den Vater des Xerxes, kostbare Geschenke gesandt und es ist anzunehmen, dass sich seine Familie bereits in vor-achämenidischer Zeit in Kelainai niedergelassen hatte, als die Stadt unter lydischer Herrschaft stand.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Stadt auch in achämenidischer Zeit zur Königsresidenz wurde, wohl der einzigen Kleinasiens. Nach Xenophon (An. 1, 2, 8) ließ Xerxes unmittelbar nach seiner Niederlage bei Salamis (479 v.Chr.) am Fuß der Hochstadt einen Palast bauen. An den Quellen des Mäander ließ der jüngere Kyros eine weitere Palastanlage ließ errichten, die von einem großen paradeisos, voll mit Wildtieren, umgeben war (Xen. Hell. 4,1,15). In seiner Residenzstadt sammelte er im Jahr 401 seine Armee zum Schlag gegen seinen Bruder Artaxerxes. Sicher war Kelainai auch phrygischer Satrapensitz, auch wenn hiervon keine Überlieferungen bekannt sind (vgl. Liv. 38, 13: caput Phrygiae). Bei Kelainai ließ der Satrap Pharnabazos Alkibiades ermorden (404 v. Chr.), während er als Flüchtling in Phrygien weilte. Alcibiades hatte sich nördlich von Kelainai in einem Ort namens Melissa niedergelassen, wo auch sein bis in die Kaiserzeit verehrtes Grab errichtet war (Diod. 14, 11; Plut. Alcib. 39; Athen. 13, 574-575).

Im Jahr 333 erreichte Alexander d. Gr. mit seinen Armeen Kelainai und setzte Antigonos als Satrapen von Phrygien ein (Arr. An. 1,29,3; Curt. 3,1,8; Just. 13,4,14; Diod. 18, 52, 1-2. 19, 69, 2; Plut. Demetr. 6,5). Die Stadt war sodann seleukidisch.

Antiochos Soter (324-261 v.Chr.) gründete später eine neue Stadt bei oder an der Stelle von Kelainai und gab ihr, nach seiner Mutter, den Namen Apameia (Strab. 12, 8, 15; Liv. 38,13). Nach Strabon (12,8,15) siedelte Antiochos Bewohner von Kelainai nach Apameia um, dennoch wurde Kelainai offenbar nicht aufgegeben, sondern beide Städte scheinen entweder zeitgleich existiert zu haben, oder die Stadt trug nach der hellenistischen Neugründung zwei Namen: Dio Chrysostomos (35) hält z.B. seine Rede nicht in Apameia, sondern in Kelainai. Vermutlich wurde daher allenfalls im Rahmen einer Stadterweiterung der Siedlungsschwerpunkt nach Süden hin verschoben.

Wie Kelainai diente auch Apameia als Residenzstadt mit einer wichtigen seleukidischen Palastanlage. Hier residierte Antiochos III. zwischen 193 und 188 v. Chr. und hier wurde 188 der Friede zwischen der Römischen Republik und dem Seleukidenreich geschlossen (Liv. 35,15; 37,44; 38,15).

Apameia war dann also Teil des pergamenischen Königreichs und wurde im Jahr 133 zusammen mit den anderen pergamenischen Besitzungen römisch. Im Jahr 129 v. Chr. wurde die Stadt an Mithridates V abgetreten und nach dessen Tod (120) für frei erklärt.

Trotz der offensichtlichen römischen Präsenz in der Stadt wurde sie erst im Jahr 84 v. Chr. in die Provinz Asia aufgenommen. Im Lauf der ersten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. wurde Apameia mehrmals der Provinz Kilikien zugeordnet und ging dann wieder an Asia zurück.

Auch in römischer Zeit behielt die Stadt ihre wirtschaftliche Bedeutung und war nach Ephesos der größte Marktort in Kleinasien (Strab. 12, 8, 15) der Hauptort eines Conventus (Plin. nat. 5.105). Häufige Darstellungen der Arche Noah auf den kaiserzeitlichen Prägungen der Stadt weisen auf einen beträchtlichen jüdischen Bevölkerungsanteil hin.

Erst in der byzantinischen Epoche ging die Bedeutung der Stadt deutlich zurück, wenngleich sie bis ins 9. Jh. Bischofssitz bleibt.

Prägende Ereignisse für die Stadtentwicklung dürften, neben den großen Zäsuren in den politischen Rahmenbedingungen (Fall der Achämenidenherrschaft, Diadochenkriege, Römerherrschaft und Mithridates VI.), mehrere Erdbeben gewesen sein, die die Stadt jeweils schwer in Mitleidenschaft zogen. Beträchtliche finanzielle Wiederaufbauhilfen durch Mithridates VI. und später Kaiser Claudius lassen das Ausmaß der Zerstörungen erahnen, denen dann auch tiefgreifende Neubaumaßnahmen gefolgt sein müssen.

KELAINAI - APAMEIA KIBOTOS

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Das Forschungsprojekt ist vom Kulturministerium der Türkei genehmigt und untersteht der verantwortlichen Leitung des Direktors des Archäologischen Museums von Afyon,

M. ÜYÜMEZ

Geschichte