KELAINAI - APAMEIA KIBOTOS

Die epigraphische Prospektion konzentrierte sich auf den Stadtbereich von Dinar sowie auf die umliegenden Dörfer. Dabei sollten unedierte Inschriften ausfindig gemacht und lokalisiert, die bereits publizierten Inschriften wiedergefunden und überprüft werden. Die Inschriften wurden jeweils umfassend dokumentiert und in das GIS sowie in eine Datenbank eingegeben.

Im Lauf der Kampagnen 2008 und 2009 wurden 57 unedierte Inschriften gefunden, die bis auf eine Ausnahme in die Kaiserzeit datieren. Bei der Ausnahme handelt es sich um eine - nicht nur für Kelainai, sondern für die gesamte Region - überausbedeutsame Steininschrift in lydischer Sprache (Abb. 19). Trotz des schlechten Erhaltungsgrades und der Kürze des Textes - bei drei der insgesamt fünf erkennbaren Zeilen haben sich nur 1-3 Buchstaben erhalten - gelang es einer ersten Analyse nicht nur, die Schriftzeichen als lydisch (die schwer zu unterscheiden ist von der sehr ähnlichen phrygischen Schrift) zu bestimmen, sondern auch die Sprache der Inschrift. Vermutlich handelt es sich um eine Votivinschrift. Die bekannten lydischen Inschriften datieren in die Periode zwischen dem 7. und dem 4. Jh. v.Chr. Unsere Inschrift scheint zu einer späten, achämenidischen Phase des 5. bis 4. Jahrhunderts zu gehören. Damit ist es die älteste bisher bekannte Inschrift aus Apameia und darüber hinaus die erste in dieser Gegend ausgemachte lydische Inschrift.

Unter den übrigen unedierten Inschriften ist eine schöne Weihung an Asklepius und Hygiaia bemerkenswert, die von Marcus Antonius Baebianus, procurator portuum quadrigesimae provinciae Asiae gemacht wurde. Dabei handelt es sich um einen hohen römischen Beamten, einem Prokurator des Zolldistrikts von Asien. Ausgehend von dieser Inschrift sind die Organisation des Handels in der römischen Provinz Asia und das religiöse Leben in der Stadt Apameia in einem neuen Licht zu sehen. Außer dieser Inschrift fanden sich zahlreiche Ehrendekrete. Eines davon wurde aufgestellt vom Volk, Senat und den römischen Bürgern der Stadt zu Ehren des Proclus Manneius Ruso, einem großen Wohltäter der Stadt. Dieses Dekret findet sich auch auf einer Inschrift wiederholt und scheint an verschiedenen Orten der Stadt angebracht gewesen zu sein.

Schließlich fanden sich auch zahlreiche Grabinschriften, die wertvolle Informationen zur Prosopographie und Onomastik von Apameia, insbesondere im Hinblick auf die Präsenz römischer Bürger in der Bevölkerung beitragen.

25 der im Laufe unserer Prospektionen gefundenen Inschriften erweisen sich als bereits bekannt bzw. publiziert. Die U ntersuchung einiger dieser Inschriften im Original gestattete es nicht nur, ihren aktuellen Zustand und den Grad an Konservierung kennenzulernen, sondern ebenso die Texte selbst zu überprüfen. Mitunter zog die Überprüfung Korrekturen nach sich.


Die im Rahmen unserer Prospektionen gefundenen, bisher noch unedierten Inschriften werden derzeit publiziert und sollen in das umfassende Inschriftencorpus von Kelainai/ Apameia eingebracht werden. Zunächst wird das Corpus – gemeinsam von Askold Ivantchik und Alain Bresson - in Form einer Datenbank (Format PETRAE) zusammengestellt, die spätere Drucklegung ist ins Auge gefasst.

Bisher sind 144 publizierte Inschriften erfasst, von denen 25 im Rahmen unserer Arbeit in Dinar wiederentdeckt worden waren. Die Kommentare sind derzeit in Arbeit.

LEITUNG

Ehreninschrift des Proclus Manneius Ruso

Stele mit lydischer Inschrift

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