KELAINAI - APAMEIA KIBOTOS

In den ersten beiden Forschungskampagnen (2008 – 2009) wurden sowohl die Stadt Dinar als auch ihr Umland eingehenden Prospektionen unterzogen und die Ergebnisse systematisch ins GIS eingegeben. Die Begehungen führten zur Entdeckung mehrerer Siedlungsreste und Grabmonumente im Umland Dinars.



Nekropolen


Ein wesentliches Interesse der Prospektionen, die in den Jahren 2008 und 2009 im Umland der Stadt Dinar durchgeführt wurden, wurde den Nekropolen entgegengebracht. Die Zielsetzung bestand in der Ausarbeitung einer Topographie der Nekropolen von Kelainai/ Apameia, zum anderen waren die Chronologie und Typologie der Gräber zu erarbeiten. Die Untersuchung sollte auch zur Klärung der antiken Stadtgrenzen beitragen. Mehrere große Nekropolen wurden in der Umgebung der Stadt ausgemacht, die insgesamt eine Fläche von etwa 150 ha einnehmen Sie sind weitgehend ausgeraubt, wobei die Raubspuren auch in die jüngere Vergangenheit weisen.

Mehrere Varianten und Typen von Grabbauten sind fassbar: Felsgräber in Varianten mit oder ohne Dromos, die Decke der Grabkammer horizontal oder nach oben zu in einen First mündend; Gräber unter kleinen Tumuli, häufig mit sog. Phallos-Stelen bestückt; aus Kalksteinplatten gefügte Kistengräber; monumentale Steinsarkophage; einfachere Terrakottasarkophage.


- Die erste, am eingehendsten untersuchte Nekropole liegt im Süden Apameias auf dem Karabayıl-Hügel. Sie nahm mit ihrer Ausdehnung von ca. 1500 x 1000 m das gesamte Areal des Hügels ein und zusätzlich den östlich daran anschließenden Bereich. Infolge von Ausraubung, aber auch wegen des nahen Steinbruchs, ist der Erhaltungsgrad der Gräber sehr schlecht. Im Westteil des Hügels wurden zahlreiche Felsgräber ausgemacht, während die Hügelkuppe selbst mit einer Reihe kleiner Tumuli bestückt ist. Außer dem berühmten ‚Sarkophag von Dinar’ der ebenfalls in diesem Bereich aufgefunden wurde, verdient ein weiteres Grab besondere Beachtung: Es weist zwei Kammern auf, deren Wölbung teils aus dem Felsen gearbeitet, teils aber auch gemauert wurde. Das Grab scheint in hellenistische Zeit zu datieren zu sein, wobei diese Datierung mit der Keramik koinzidiert, die in den Raubgräben der Tumuli geborgen wurde. Zumindest ein Teil dieser Nekropole scheint somit dieser Zeit zu entstammen, in der offenbar Fels- und Tumulusgräber gleichzeitig gebräuchlich waren.


- Eine weitere Nekropole wurde im Norden von Apameia lokalisiert. Sie bedeckt den Hügel Kapıkaya und den Südteil des Kanlıkaya-Hügels. Die moderne Stadt überlagert offenbar Teile der Nekropole, da ein sog. Phallos-Stein und eine Ostothek hier gefunden wurden. Die Nekropole reicht sicher über die moderne Fernstraße Dinar-Afyon hinweg bis nördlich des Suçıkan-Hotels, wo ebenfalls eine Nekropole nachzuweisen ist. Die Grabtypen gleichen denen der südlichen Nekropole: Tumuli und Felsgräber.


- Eine dritte große Nekropole liegt etwa 1,5 km nordwestlich des Üçlerce-Hügels auf dem Hügel von Tavşan. Seine bislang fassbare Ausdehnung erreicht 1000 x 850 m. Trotz deutlicher Spuren von Ausraubung, ist diese Nekropole bei weitem die am besten erhaltene. In ihrem Ostteil ist auf der Kuppe eines natürlichen Hügels ein großer Tumulus von 8 – 10 m Höhe auszumachen. Mit einem Durchmesser von 60 – 65 m ist er das größte bekannte Grabmonument Apameias. Topographische Situation und Dimension sind der des berühmten Tatarlı-Tumulus sehr ähnlich, der etwa 40 km östlich von Dinar steht.


- Eine Nekropole  wurde zwischen den Dörfern Bülüçalan und Dikici südöstlich von Apameia ausgemacht. Ihre Ausdehnung wurde noch nicht eruiert, jedoch scheinen ausgeraubte Gräber am südlichen Ortsrand von Dikici zur selben Nekropole gehört zu haben. Somit ist für die Nekropole eine in etwa quadratische Grundfläche mit ca. 1,5 km Seitenlänge anzunehmen. Ein Tumulus von ca. 5 m Höhe ist rezent ausgeraubt. Nach Auskunft einiger Dorfbewohner enthielt er ein reich ausgestattetes Grab. In der Umgebung des Tumulus finden sich zahlreiche Spuren von Fels- und Oberflächengräbern. Diese ausgesprochen große Nekropole scheint zu entlegen, um zu Kelainai/ Apameia gehören zu können. Möglicherweise hing sie mit der befestigten Anlage zusammen, die in ihrer Nähe ausgemacht wurde.


- Eine letzte, ca. 4,5 ha große Nekropole lag vermutlich am SW-Abhang des Hügels Çeleka im Süden Dinars. Stellenweise Bearbeitung der Felsoberfläche lassen ehemalige Felsgräber vermuten, die in der modernen Zeit nicht ausgeraubt wurden.



Tumuli


Die Bestattungsform des Tumulus war in der Region um Apameia gebräuchlich. Meist finden sie sich in Gruppen von 2 – 6 Hügeln, manchmal aber auch allein. Außer den Tumuli in den Nekropolen der Stadt, konnten wir 12 weitere Tumuli auf der Ebene westlich Dinars ausfindig machen, insbesondere eine Gruppe von 6 Tumuli zwischen den Dörfern Tekin und Pınarlı. Die Hügel sind zwischen 2 und 6 m hoch, nahezu alle sind  - teils rezent – ausgeraubt, was als indirekter Hinweis auf eine vormals reiche Ausstattung gesehen werden mag. Fehlenders archäologisches Material aus den Tumuli macht eine Datierung unmöglich. Nur durch Grabungen wären Hinweise auf die Zeitstellung der Gräber zu erwarten.



Tells (höyüks)


Das Umland Apameias war spätestens seit der frühen Bronzezeit verhältnismäßig dicht besiedelt, was nicht nur durch die entsprechende Keramiknachweise auf dem Üçlerce-Hügel gesichert ist, sondern ebenso durch die Existenz von Siedlungshügeln. Wir haben bislang 9 Siedlungshügel identifiziert und prospektiert, von denen sich einer in Dinar selbst befindet (die anderen sind: Bekirli 1, Pınar Höyük, Kabaklı, Yeşilhüyük, Çandır 1 und 2, Ak Höyük, Pınarbaşı Höyük). Diese Höyüks waren bereits Mellaart (1954) bekannt, der jedoch weder eine Beschreibung noch die genauen Standorte angibt. Auch ihre Registrierung im TAY (Türkiye Arkeolojik Yerleşmeleri – http://www.tayproject.org) ist meist ungenau, ohne verlässliche Angabe der Standorte und ohne Vermerke der griechisch-römischen Nutzung. Die Keramik aus diesen Arealen datiert vorwiegend in die frühe Bronzezeit, manchmal gar ins Neolithikum oder Chalkolithikum. Die Höyüks Bekirli, Çandır 1 und 2, Dinar Höyük und auch Ak Höyük wurden in römischer Zeit erneut besiedelt, für Dinar Höyük ist auch achämenidische und hellenistische Besiedlung nachgewiesen.



Eine befestigte Anlage bei Dikici


Eine Befestigungsanlage, etwa 6 km von Dinar in südöstlicher Richtung entfernt, kontrollierte von ihrem erhöhten Standort aus das umliegende Tal. Die Anlage ist von den beiden Dörfern Bülüçalan und Dikici jeweils 1100 m entfernt. Die teils sehr gut erkennbaren Reste der Befestigungsmauer umgeben einen etwa 2 ha großen Bereich. Die durch landwirtschaftliche Nutzung insbesondere im Nordbereich zerstörten Partien sind im geomagnetischen Bild gut nachzuweisen. Hier finden sich auch Hinweise auf zwei Türme, die vermutlich den Zugang sicherten. Zwei antike Brunnen der Anlage werden bis heute genutzt. Nach den Keramikfunden ist die Anlage in hellenistische und römische Zeit zu datieren. Zu ihr scheint die große Nekropole zu gehören, die bei dem Dorf Dikici, genau unterhalb im Tal gelegen, auszumachen war (s.o.). Ihre Ausdehnung spricht für die Bedeutung dieses Ortes. Möglicherweise handelt es sich um eine der Ansiedlungen, die zu Apameia gehörten und insbesondere bei Dion Chrysostomos (35.14) überliefert sind.



Weitere Anlagen


Zwei befestigte Anlagen wurden bei dem Dorf Dikici auf zwei benachbarten, vom Mäander getrennten Hügeln identifiziert. Gefunden wurden große Kalksteinquader und eine große Menge Keramik und Dachziegel aus römischer bzw. spätrömischer Zeit. Die Nutzungsart der Anlage ist nicht ganz gesichert..

Das Tal. Das kleine, nur etwa 1600 m lange Tal zwischen Yelliboyan Tepe und Piretekkesi Tepe etwa 1100 m hoch. Es ist wegen steiler Flanken schwer zugänglich, was ohne Zweifel den guten Erhaltungsgrad der antiken Spuren hier erklärt. Zu sehen sind Reste von Feldabgrenzungen und einer Straße, die das Tal durchzog. Die Reste von zwei kleinen baulichen Anlagen – die Grundrisse der Bruchsteinmauern sind noch erkennbar - könnten zu Dörfern oder Gehöften gehört haben. Leider gestatten die wenigen Keramikbefunde aus dem Tal keine Datierung der Anlagen. Sie könnten demnach auch byzantinisch oder gar osmanisch sein.

Zwei Dörfer wurden westlich von Dinar ausgemacht. Das eine, ca. 700 m westlich des modernen Ortes Çakıcı gelegen, bedeckt eine Fläche von ca. 6 ha, das andere liegt 3 km nordwestlich des modernen Ortes Oğullar. Spuren der Gebäude sind an der Geländeoberfläche gut zu erkennen. Die Keramik weist in byzantinische Zeit.

LEITUNG

Das Gelände bei Kelainai - Apamea

Die Nekropolen im Umland Kelainais

Grabkammer mit Dromos

Hellenistisches Grab

Der Tumulus zwischen den Dörfern Tekin und Pınarlı

Ausgeraubter Tumulus

Bekirli Höyük

Dinar Höyük

Das Gelände bei Dikici (Satellitenbild)

Das Gelände bei Dikici

Das Tal zwischen Yelliboyan Tepe und Piretekkesi Tepe (Satellitenbild)

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